Gen Z: Die finanzielle Zufriedenheit sinkt Jahr um Jahr

Die Generation Z sieht ihre finanzielle Situation immer pessimistischer. Während die Preise durch die Inflation weiter ansteigen, bleiben die Löhne hinter den steigenden Lebenshaltungskosten zurück. Der Einstieg ins Berufsleben gestaltet sich so schwerstatt sparen zu können, kämpfen viele junge Menschen mit einem knappen Budget. Die Covid-19 Pandemie hatte hierbei besonders Auswirkungen auf die Gen Z.

Die finanzielle Situation gehört wohl zu den momentan aktuellsten Themen der Schweizerinnen und Schweizer. Die Krankenkassenprämien, Mieten, Lebensmittelpreise und die Kosten von Wohneigentum steigen rasant an, doch die Lohnerhöhungen bleiben oft unter der Inflation zurück. Während alle Generationen von der Kostensteigerung betroffen sind, ist es insbesondere die Generation Z welche auch gefühlt am meisten darunter leidet. Gemäss Daten von 2022 schätzt diese junge Generation ihre finanzielle Situation schlechter ein, als alle anderen Generationen und darüber hinaus kam es auch zu einer Verschlechterung über die Zeit. Jedoch zeigt sich auch, dass die Gen Z nicht die erste Generation ist, der es in jungen Jahren schlechter geht als zuvor.

Schweizer Haushaltspanel

Das Schweizer Haushaltspanel gehört zu einer der wichtigsten Erhebungen der Schweiz, wenn es darum geht, sich ein Bild der aktuellen Probleme und Zufriedenheiten der Schweizer Bevölkerung zu verschaffen. Die Studie wird jährlich durchgeführt und im Folgenden werden die Daten der Erhebungen von 2000 bis 2022 verglichen. Es zeigt sich, in den letzten gut 20 Jahren stieg die finanzielle Zufriedenheit der Schweizer*innen leicht an, besonders ab 2006. Für die Generation Z scheint dieser Trend jedoch nicht länger an Gültigkeit zu besitzen. Seit ihrem Eintritt ins Berufsleben sinkt die Zufriedenheit mit der finanziellen Situation Jahr für Jahr.

Grosse Unterschiede in der finanziellen Zufriedenheit

Während der Durchschnitt der Bevölkerung mit einem Wert von 7 von 10 relativ zufrieden mit der finanziellen Situation ist, gibt es über die gesamte Bevölkerung hinweg doch starke Unterschiede. So gaben knapp 20% der Befragten einen Wert von 5 oder tiefer bei der Zufriedenheit an. Auf der obigen Grafik ist zu sehen, dass die Gen Z im Schnitt unzufriedener mit ihren Finanzen ist, als der Rest der Bevölkerung. Teilweise lässt sich dieser Unterschied sicher auf die Erwerbssituation zurückführen, so ist ein Teil der Gen Z noch in der Ausbildung und steht somit noch nicht voll im Berufsleben.

Millenniums ging es auch mal schlecht – dennoch gibt es Unterschiede zu heute

Als die Millennials damals in den frühen 2000er Jahren in den Arbeitsmarkt eintraten, sah die Situation auch alles andere als rosig aus. Die finanzielle Zufriedenheit sank mehrere Jahre in Folge und erst ab 2010 zeigte der Trend wieder aufwärts. Handelt es sich beim aktuellen Trend der Gen Z also bloss um eine normale Entwicklung der jeweils jüngsten Generation im Arbeitsmarkt? Während ein Teil der Entwicklung sicher auf das Alter an sich zurückzuführen ist, scheint doch mehr daran zu sein. In den 2000er waren nämlich nicht nur die Millennials betroffen, sondern auch weitere Generationen, insbesondere die Baby Boomers.

Dies lässt sich beim aktuellen Trend so nur für das Jahr 2022 beobachten, nicht aber für die Jahre der Covid-19 Pandemie. Die jüngste Generation schien also mehr unter den Folgen der Pandemie gelitten zu haben als die älteren Generationen. Diesen starken Verlust an finanzieller Zufriedenheit wieder aufzuholen dürfte sehr lange dauern. Bei den Millenials stieg die Zufriedenheit in den Jahren nach dem Tiefpunkt zwar wieder an, jedoch ist sie selbst heute noch nicht auf einem höheren Niveau als beim Eintritt ins Arbeitsleben der Generation.

Kantonale Unterschiede

Der lateinischen Schweiz geht es finanziell schlechter als der Deutschschweiz

Die Unterschiede zwischen den Generationen sind deutlich, aber auch kantonal gibt es spürbare Differenzen, was die finanzielle Zufriedenheit anbelangt. So geht es den Menschen in der Innerschweiz finanziell gefühlt am besten, während das Jura, das Tessin und allgemein die lateinische Schweiz am Ende der Rangliste fungieren. Dies dürfte auch einer der Gründe für den Röstigraben bei aktuellen Abstimmungen sein. So erhielt die Prämieninitiative der SP in der lateinischen Schweiz deutlich mehr Ja-Stimmen verglichen mit der Deutschschweiz.

Die Kosten steigen stark – Löhne jedoch nur wenig

Die Grafik vom Bundesamt für Statistik zeigt die sinkenden Reallöhne seit 2021 auf.

Was ist der Unterschied zwischen Nominal- und Reallöhnen?

Seit dem Ende der Covid-19 Pandemie sind die Löhne in der Schweiz zwar um jeweils 2% pro Jahr angestiegen, doch dies reicht nicht aus um die Teuerung auszugleichen. Im Schnitt sind die Reallöhne in den letzten Jahren jedes Jahr gesunken, es bleibt vielen Familien am Ende des Monats also immer weniger übrig um unvorhergesehene Ausgaben zu decken oder zu Sparen. Die Kosten für alltägliche Güter wie Lebensmittel und Kleider, sowie für Fixkosten (Miete, Krankenkasse, ÖV und weitere) stiegen jedes Jahr an. Junge Leute sind oftmals stärker von solchen Teuerungen betroffen da ihr Einkommen noch tiefer ist und weniger Erspartes auf der Bank liegt.

Wohnraum wird zum Luxusgut

Auch die Preise für Wohnraum sind in den letzten Jahren markant angestiegen. Sowohl Mietwohnungen als auch Wohneigentum wurde merklich teurer. Viele Menschen können es sich schlicht nicht mehr leisten, ihren Traum vom eigenen Haus zu erfüllen und selbst bei den Mieten müssen viele auf die Agglomeration ausweichen, da die Kernstädte zu teuer geworden sind. Junge Menschen dürften hier von noch stärker betroffen sein als ältere. So kommen viele langjährige Mieter in den Genuss von tiefen Mietpreisen, welche sich seit dem Einzug nur wenig verändert haben. Beim Auszug der Mieter kommt es dann oftmals zu Sanierungen, welche eine grosse Mieterhöhung mit sich bringen und nicht mehr in das Budget von jungen Leuten in der Ausbildung passt. Auch der knappe Wohnraum ist ein Problem, von dem die Generation Z stark betroffen ist. Je kleiner das Budget, desto weniger wählerisch können junge Menschen sein. Kostengünstige WGs werden rar und es bleibt oft nichts anderes übrig, als noch länger im Elternhaus wohnhaft zu bleiben.

Zukunft ist ungewiss

Aktuell gibt es wenig Hoffnung auf einen Trendumkehr bei der Gen Z, die Inflation ist noch immer vorhanden und die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen sowie beim Wohnungsmarkt übertreffen jedes Jahr neue Rekorde. Es bleibt zu hoffen, dass die steigenden Löhne, welche mit mehr Arbeitserfahrung auf die Generation Z zukommen werden, die höheren Kosten vermehrt ausgleichen können. In den nächsten Jahren wird besonders der Wegfall der Baby Boomer Generation aus dem Arbeitsmarkt neue Perspektiven für jüngere Generationen eröffnen. In den 2030er Jahren wird dann bereits die Gen X ihr Pensionsalter erreichen und die Gen Alpha steht mitten im Berufsleben. Es bleibt abzuwarten, ob der Trend dann wieder ganz ähnlich aussieht wie heute und vor 20 Jahren bei den Millennials.

Informationen zum Blogbeitrag

Autor: Marc Stadler

E-Mail: marc.stadler2@uzh.ch

Lehrveranstaltung: Forschungsseminar „Politischer Datenjournalismus“ (FS2024)

Dozierende: Lucas Leemann, Karsten Donnay, Jacqueline Büchi, Reto Mitteregger

Abgabedatum: 30.06.2024 (überarbeitete Version: 03.09.2024)

Anzahl Worte: 960 (excl. Lead, Anhänge und Literaturverzeichnis)

Daten

Die Daten stammen aus einer Panelstudie von FORS, dem Swiss Household Panel (SHP). Für diesen Artikel wurden die Daten von 2000 bis 2022 verwendet. Neuere Daten sind aktuell (Juni 2024) noch nicht erhältlich. Da es sich um eine deskriptive Analyse handelt, wurden keine Gewichte verwendet. Die Kontrollvariablen wurden alle direkt aus der Studie übernommen. Die Generationen wurden auf Grund des Geburtsjahres der Befragten konstruiert. Wer an den Daten interessiert ist, kann sie mit einem Datenvertrag bei FORS online beziehen.

Validität

Ich habe mehrere logistische Regressionen gerechnet und einen signifikanten negativen Effekt der Zeit auf die finanzielle Zufriedenheit der Gen Z feststellen können. Es wurde auf das Bildungsniveau, das Geschlecht und auf das Alter der befragten Personen kontrolliert. Unterschiede zwischen den Kantonen sind für die Gesamtpopulation signifikant, jedoch nicht für die Kantone mit kleiner Einwohner*innenzahl.

Referenzen

SRF sda/nuea;kesm (2024): Auch 2023 bleibt wegen Inflation weniger im Portemonnaie (https://www.srf.ch/news/wirtschaft/schweizerischer-lohnindex-auch-2023-bleibt-wegen-inflation-weniger-im-portemonnaie[20.06.2024])

Bundesamt für Statistik BfS (2024): Schweizerischer Lohnindex (https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/arbeit-erwerb/loehne-erwerbseinkommen-arbeitskosten/lohnindex.html[20.06.2024])

Stitzel Harry (2024): Die grosse Debatte um den Mietzins (https://www.srf.ch/news/wirtschaft/knapper-wohnraum-hohe-mieten-die-grosse-debatte-um-den-mietzins[20.06.2024])

Schönenberger Ruben (2024): Nein zur Prämieninitiative: Ein tiefer Röstigraben und die Reichen überstimmen die Armen (https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/datenanalyse-nein-zur-praemieninitiative-ein-tiefer-roestigraben-und-die-reichen-ueberstimmen-die-armen-ld.2629504?reduced=true[20.06.2024])

Forster Marc (2024): Analysten erwarten weiter steigende Preise für Wohneigentum (https://www.fuw.ch/immobilienmarkt-schweiz-analysten-erwarten-weiter-steigende-preise-fuer-wohneigentum-809485606040[20.06.2024])

Bundesamt für Statistik BfS (2024): Grafik zur Entwicklung der Nominal- und Reallöhne in der Schweiz (https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/aktuell/neue-veroeffentlichungen.assetdetail.31606853.html[30.06.2024])

SRF (2024): Sinkende Teuerung – für viele ein schwacher Trost (https://www.srf.ch/news/wirtschaft/inflation-in-der-schweiz-sinkende-teuerung-fuer-viele-ein-schwacher-trost[30.06.2024])

Für Interessierte: Hier lässt sich der Code für die Analysen in diesem Blogbeitrag herunterladen.