Die Schweizer Jungparteien auf Twitter

Welche Rolle spielt Twitter bei den Schweizer Jungparteien? Dieser Blogeintrag zeigt, welche Jungparteien und -politiker auf Twitter den Ton angeben.

Twitter wird mittlerweile auch in der Schweiz von Parteien und Politikern zur Verbreitung ihrer politischen Anliegen und für den Wahlkampf gebraucht. So werden täglich hunderte Tweets mit politischen Inhalten abgegeben. Dennoch sind längst noch nicht alle Politiker und Politikinteressierte auf Twitter vertreten. In einem Artikel auf tagesanzeiger.ch stellen Bruno Wüst und Sina Blassnig fest, dass vor allem junge Politiker verstärkt via Social Media kommunizieren. Dabei setzten sie insbesondere auf Twitter. Gerade für wenig bekannte Jungpolitiker kann Twitter ein Mittel sein, schnell und unkompliziert ein grosses Publikum zu erreichen. Dieser Blogeintrag will diesem Phänomen vertieft nachgehen und untersuchen, welche Jungparteien und Jungpolitiker auf Twitter den Ton angeben.

Dazu wurde ein umfassender Datensatz mit Informationen zu 1645 Twitter Accounts aus dem Umfeld von Parteien und Politikern zusammengestellt. Davon können 314 Accounts Jungpolitikern, Jungparteien oder deren Umfeld zugeordnet werden. Die folgende Grafik zeigt die Verteilung dieser 1645 Accounts auf die Parteien, die durchschnittliche Anzahl Tweets pro Tag, sowie die Anzahl Follower pro Partei.

 

Über ein Drittel aller Accounts aus dem Umfeld von Jungparteien vereint die JUSO auf sich, gefolgt von den Jungfreisinnigen mit knapp 17 Prozent und der jungen CVP sowie der jungen SVP mit jeweils knapp 14 Prozent. Auch bei der relativen Anzahl Accounts, also beim Anteil an allen Accounts einer Partei, hat die JUSO die Nase vorn. So fühlen sich immerhin ein Viertel aller SP Accountinhaber auf Twitter (auch) der JUSO zugehörig. Bei den anderen Parteien bewegt sich der Anteil der Jungparteien zwischen 10 (BDP) und 21 (GPS) Prozent.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl Follower. Am meisten Follower haben erwartungsgemäss die Jungsozialisten, gefolgt von den Jungen Grünen. Und dies obwohl letztere über weniger Accounts verfügen als beispielsweise die Junge CVP oder die Jungfreisinnigen. Wenig überraschend weisen Accounts von Jungparteien durchschnittlich weniger Follower aus als solche von Altparteien, verfügen letztere doch in der Regel über die viel grössere mediale Strahlkraft. Im Follower-Vergleich mit den jeweiligen Mutterparteien weist die Junge SVP mit 6 Prozent den tiefsten Wert aller Jungparteien aus.

Interessant ist die Verteilung der durchschnittlichen Anzahl Tweets pro Tag und Partei. Hier fällt auf, dass die Jungen Grünen mit durchschnittlich über 76 Tweets pro Tag die mit Abstand produktivste Jungpartei auf Twitter darstellen. Ihre Accounts tragen 45 Prozent zum täglichen Twitter-Verkehr der Grünen bei. Auch Personen aus dem Umfeld der Jungen GLP twittern im Durchschnitt häufiger als solche ihrer Mutterpartei. Überraschend zu sehen ist, dass die SVP mit durchschnittlich 179 Tweets pro Tag insgesamt über die zweitfleissigsten Twitterer aller Parteien verfügt. Insgesamt twittern die Jungparteien im Durchschnitt aber kaum häufiger als ihre Mutterparteien. Die JSVP, die JBDP, sowie die Junge EVP twittern sogar deutlich weniger. Die folgende Grafik zeigt die 10 beliebtesten Accounts und die 10 fleissigsten Twitterer aus dem Umfeld der Jungparteien.

Es gilt zu beachten, dass es sich dabei nicht ausschliesslich um Tweets mit politischen Inhalten handeln muss. Die Tweets wurden nicht inhaltlich bewertet oder kategorisiert. Es kann sich dabei um Retweets handeln.

 

Der mit Abstand fleissigste Twitterer unter den Jungpolitikern ist Lukas Bucher. Der
Kantonsratskandidat der Jungen Grünen Luzern twittert durchschnittlich 52 mal pro Tag. Er zeichnet sich damit alleine für fast 70 Prozent des täglichen Twitter Verkehrs der Jungen Grünen verantwortlich. Auch Maurus Zeier, der Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz kämpft auf Twitter fleissig um einen Sitz im Luzerner Kantonsparlament. Sein Account zählt zudem zu den 10 Accounts unter den Jungparteien mit den meisten Followern. Insgesamt finden sich unter den fleissigsten Twitterern je zwei Accounts der JUSO (@schubiduwab, @samuelhaitz), der Jungfreisinnigen (@Michel__Barone, @MaurusZeier), der Jungen Grünen (@LukiSami, @XavCompany), der Jungen CVP (@StrebelLuca, @yayso5) sowie je ein Account der Jungen SVP (@JohanZiehli) und der Jungen EVP (@riiitou).

Unter den 10 beliebtesten, bzw. bekanntesten Usern finden sich vor allem die offiziellen Accounts der Jungparteien, sowie diejenigen ihrer Präsidenten und Co-Präsidenten. Mit über 3000 Followern ist der Twitter Account der JUSO Schweiz einsame Spitze.

Aber nicht nur die höhe der Aktivität und die Anzahl der Follower sind wichtig: Um auf Twitter politisch relevant zu sein, sollte man auch mit den richtigen Personen und Parteien verknüpft sein. Die folgende Grafik zeigt die Wichtigkeit verschiedener Jungpolitiker und Parteien auf Twitter.

Dazu wurde untersucht, wie stark ein Account einer Jungpartei mit den anderen 1645 politisch relevanten Accounts verbunden ist. Je höher der Eigenwert (Y-Achse), desto besser ist die Vernetzung, d.h. der Account verfügt über viele Friends und Follower und diese verfügen wiederum über viele Friends und Follower, etc. Ein Account ist zudem zentral (X-Achse) und damit wichtig, wenn er möglichst viele User auf kurzem Weg miteinander verbindet. Er hat somit einen hohen Einfluss auf den Informationsfluss im Netzwerk.

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Hervorragend vernetzt ist erwartungsgemäss der Account der JUSO Schweiz. Aber auch Michele Barone, der Vizepräsidenten der Jungfreisinnigen aus dem Kanton Neuenburg, ist wichtig für den politischen Informationsfluss auf Twitter. Er verfügt über mehr Einfluss als der Präsidenten der JUSO Schweiz, Fabian Molina. Auffallend ist, dass neben den offiziellen Jungparteienaccounts einzelne äusserst einflussreiche User unter den Jungpolitikern existieren. So ist der Account des Jungliberalen Victor Braune aus der Waadt im politischen Netzwerk genauso wichtig wie der offizielle Account der Jungliberalen Schweiz. Über einflussreiche Freunde verfügen auch die Jungen Grünen. Ihr eigener Account ist auf Twitter aber weniger wichtig als beispielsweise derjenige der Jungen CVP. Die Junge CVP verfügt mit Raffael Sergi und Laura Curau noch über zwei weiter einflussreiche Akteure auf Twitter.

Der vorliegende Blogeintrag basiert auf einem Datensatz von Dr. des. Bruno Wueest. Er beinhaltet Informationen zu 1645 Accounts der zentralsten politischen Akteure auf Twitter deren erweitertes Umfeld. Dazu zählen unter anderem Nationalräte, Ständeräte, Lokalpolitiker, Kantonalsektionen, Parteimitglieder, Politikinteressierte, etc. Der Datensatz mit den 314 Accounts aus dem Umfeld von Jungparteien wurde von mir aus Bruno Wueests Datensatz zusammengestellt. Accounts, die sowohl zu Jung- wie Altparteien Bezug nehmen (zB. #SP & #JUSO) wurden zu den Jungparteien gezählt. Der Stichtag für die Kategorisierung ist der 4. März 2015. Die Kategorisierung stützt sich auf die Selbstangaben der Accountinhaber.

Nicolas Bernet | 06-607-477 | nicolas.bernet@uzh.ch
Seminar Policy-Analyse: Politischer Datenjournalismus
Dr. Sarah Bütikofer, Prof. Dr. Fabrizio Gilardi, Dr. Michael Hermann und Dr. des. Bruno Wueest.

3 comments

    • Da war tatsächlich eine Null zu viel! Vielen Dank für den Hinweis.

  1. Die Jungparteien sind nicht besser als die Mutterparteien.
    Mutlos und sie Vertretten denn Schweizer Bürger nicht mehr, nur ihre Karrieren und Geldtasche!
    Leider wird der Schweizer Arbeitnehmer nicht mehr Wahrgenommen noch Vertretten.
    Obwohl jede Partei die meisten Mitglieder der Schweizer Arbeiter ist machen selbst die Jungparteien nichts für diese.
    Ja in diesem Land geniessen Familien grosses Interesse und Einsatz der Politiker.
    Aber dass Schweizer Volk besteht nicht nur aus Familie, haben die Politiker diesen grossen Teil der Bevölkerung vergessen? Vertretten nicht einmal durch die Jungparteien.
    Ja Mut zur Schweiz zu stehen ist bei der Grande Politik nicht Vorhanden.
    Selbst eine SP Hintergeht denn Schweizer Arbeitnehmer, ohne diesen wäre die SP ein Nichts!
    Die SP einst eine Partei vom und für denn Schweizer Arbeitnehmer, heute steht diese Partei nicht mehr zum Schweizer Arbeiter,eine Schande !

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